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Hallo liebe Liebenden,
der eine wird sich bei der Überschrift sicher wieder in die gute alte Zeit zurück versetzt fühlen und gleich wieder gesanglich mit einstimmen, der andere wird vielleicht denken mei war das schön, als wir noch unsere Ruhe vor der Osterweiterung hatten.
Leider muss ich euch aber enttäuschen, denn in diesem Fred geht es darum was sich daraus entwickelt, wenn man völlig beknackt ist und versucht aus einem kalt verformten Alteisen wieder ein ordentliches Moped zu machen.
Aber nun von Anfang an.
2015 war gelinde gesagt nicht gerade mein erfolgreichstes Jahr in Bezug auf Moped fahren.
Gleich im März fing es an. Ein Training zur Einstimmung auf die Saison endete bereits im zweiten Turn und sorgte für einen 6 wöchigen Verzug meiner Mopedsaison.
Ergebnis war ein kaputtes Schlüsselbein und eine demolierte Karre.
In meiner Zwangspause nutzte ich dann meine Phase als einarmiger Krüppel und flickte so gut es ging die Rennsemmel wieder zusammen. Dabei halfen mir natürlich auch die günstigen Ersatzteile von Micha und die Kontakte die er und Heike für mich geknüpft haben.
Und wo lässt es sich natürlich am besten reparieren? Natürlich im heimischen Wohnzimmer und auf dem Balkon, denn Auto fahren durfte ich ja auch nicht.
Nach einer kleinen Lackieraktion in Gelnhausen, wobei der Verdünner schon am Vorabend in rauen Mengen konsumiert wurde, stand dann die Rennsemmel sehr schnell wieder auf ihren zwei Rädern und fand auch schon im September ihren ersten Einsatz in Groß Dölln. Dabei sprang sogar eine Sekunde Verbesserung zum Vorjahr heraus.
Leider gab es 2015 auch den schwärzesten Tag in meiner bisherigen Mopedkarriere.
Auf der ersten Fahrt, nach meiner 6 wöchigen Pause, fuhr ich herrliche 280 km durch die Fränkische und es lief bestens. Geile Kurven, bestes Wetter und Fahrriemen ohne Ende.
Auf der Heimfahrt beschloss ich noch bei einem Kumpel vorbei zu fahren und 500 m vor meinem Ziel passierte es dann. Ich machte wegen eines entgegenkommenden Fahrzeuges die Kurve etwas auf und geriet mit dem Vorderrad sofort in den Straßengraben.
Die Blickführung war leider absolut falsch, denn bei einem späteren Besuch der Unfallstelle konnte ich sehen, dass da eigentlich genug Platz war.
Leider war der Graben wegen einer Traktorfeldeinfahrt relativ schnell zu Ende, so dass ich gezwungen war meine Maschine kurzfristig alleine stehen zu lassen und mich über den Lenker nach einem weichen Landeplatz umzusehen.
Dies gelang leider nur bedingt, das Schlüsselbein war wieder entzwei, es wurde aber immer noch durch die Titanschiene zusammengehalten. Nur eben etwas krumm, aber es funktioniert ja noch.
Meiner alten Lady ging es da schon erheblich schlechter. Sie war nach dem unsanften Einschlag etwas geknickt und wollte nicht mehr so recht mitmachen. Naja wie die Weiber halt so sind, wenn es mal gekracht hat. Dann braucht es halt wieder ewig, bis man sich eingekratzt hat. Damals wusste ich ja noch nicht, wie lange.
Zusammengefasst war eigentlich fast jedes Teil betroffen. Verkleidung, Kühler, Krümmer, Felge, Scheinwerfer, Tank usw..
Zuerst wollte ich die Karre vermessen lassen, um dann zu entscheiden, was ich mache. Natürlich rief der Vermesser auch gleich an und sagte die Karre ist krumm, aber er könne sie richten.
Häääää????? What???? Alu richten????
Ich bin also hingefahren um mir das erklären zu lassen.
Er hatte zweimal gemessen und zwei Protokolle angefertigt. Nur in beiden standen unterschiedliche Sollmaße. Das machte mich schon stutzig. Ich fragte dann noch, wie er die Karre richten will und er sagte, er steckt eine Metallstange in den Lenkkopf und zieht sie wieder raus.
Alles klar Herr Kommissar, ich nehme die Karre wieder mit und lasse nix machen.
Wahrscheinlich ist dem Typen vor lauter Blödheit nicht aufgefallen, dass ich mit Alubesteck groß geworden bin und genau weiß was passiert, wenn man Alu hin und her biegt.
Also ab mit der Karre auf den Hänger und weg da.
Um einen minimalen Zuwachs an Bewegungsfreiheit zu erlangen spendierte ich dem Häufchen Elend noch ein Rollbrett und ging mal grob auf Teilesuche im Netz.
Als erstes kam mir gleich eine Gabel zum Super Schnäppchenpreis in die Quere.
Ich dachte nur die baue ich mal rein und wenn die Kiste wirklich zu kurz ist wird man das dann schon sehen und eine Gabel wird man schon wieder los.
Seltsam war schon mal, dass die Gabel sauber passte. Nix war verdreht oder hat blockiert.
Also ratzfatz den Zollstock raus und Radstand gemessen. Komisch, der Doldi vom Vermessen sagte doch die ist mehr als einen Zentimeter kürzer, aber der Radstand war genau wie er im Buche steht.
Tja und schon stand es fest, die Karre wird saniert und als zusätzlichen Anspruch wollte ich so viele Originalteile aufbereiten, wie nur irgend möglich.
Es hieß nun ran ans Werk. Vorsorglich hatte ich ja meine Unfallhelfer gebeten alle Teile einzusammeln. Es kam zwar die Frage wozu und ich sagte, wegen der Umwelt, ich konnte ja nicht sagen, dass ich so bescheuert bin die ganzen Krümel wieder zusammenflicken zu wollen. Die Helfer haben aber ganze Arbeit geleistet, nur zwei Teile haben gefehlt. Eine Halterung von der Kühlereinfassung und ein halbmondförmiges Puzzlestück vom Fender.
Logisch habe ich die Teile noch ein paar Wochen später gefunden ist doch klar.
Somit hatte ich dann ja alles zusammen um meine Freizeit gänzlich dem Lötkolben und einigen ABS Stäben zu widmen.
Doch am Ende kam alles wieder zusammen was zusammen gehört.
Leider gab es während der Phase des Schleifens und Spachteln sehr viele Rückschläge.
Teile sind durch die Belastung des Schleifens wieder gebrochen und einmal ist mir ausgerecht der Tank aus der Hand gerutscht und hat wieder Teile beschädigt. Am Ende habe ich alle Teile noch einmal mit Drahtgittern verstärkt, um die alte Festigkeit zu erreichen.
Selbst beim Lackierer gab es Rückschläge denn durch das Backen des Lackes öffneten sich Microrisse, die man vorher nicht gesehen hat. Diese Risse wurden aber dann geklebt.
Danach ging es an die Metallbearbeitung.
Krümmer und Tank mussten gerichtet werden. Beim Krümmer half mir ein befreundeter Metallbauer.
Beim Tank musste ich selber ran, da die Auftragsbücher meines Freundes zum Glück für Ihn sehr voll waren. Da ich nicht Schweißen kann, musste Hartlöten mit Silberlot herhalten, aber das ging super. Und ich hatte für 60 Euro einen reparierten Tank inkl. neuer Innenbeschichtung.
Feinarbeiten natürlich wieder auf dem heimischen Balkon.
Für die ganz kleinen Unebenheiten habe ich dann Lötzinn genommen.
Danach noch Feinspachtel drüber und die Form habe ich mit einem Japankamm von der Gegenseite abgenommen bis es passte.
Als Innenversiegelung habe ich mit Fertan entrostet und dann mit Tapox beschichtet, die Verarbeitung war easy nur das Tank schwenken geht mächtig auf die Arme.
Ein ganz normaler Badewannenstöpsel passte auch gleich super in den Tankstutzen.
Nun wo alles beim Lackierer oder zusammengeflickt war musste auch der Rest noch einen Refresh bekommen. Somit kompletter Abriss bis auf die Grundmauern.
Und ab damit zum Pulverbeschichter.
Erste Runde Mopedfahren 2016.
Dann war der große Tag gekommen, alles war fertig und es ging ans zusammenbauen.
Alle Lager waren neu gemacht und war bereit für die Zusammenführung.
Na wer kann sich noch erinnern, das ist der alte Fender.
Die Dämmmatten habe ich im Netz bestellt und einfach selber zugeschnitten. So kostet es einen Bruchteil.
Danach noch bissi mit Carbonfolie gespielt und sie war fertig.
TÜV gabs natürlich ohne Mängel.
Hier nochmal ein großes DANKE an alle Helfer und Zulieferer, die mit Rat und Tat und günstigen Teilen geholfen haben.
Danke an Matze, Sepp, Ayran, Heike, Bodo, Hemi, Micha und Markus.
Hoffe ich habe keinen vergessen.
Sehr geil Martin
Freut mich dass der Hobel wieder läuft.
Ich hätte dir das moped auch in Brand gesteckt damit du aus lila dieses schöne blau machst aber so ist das auch okay
Sehr schön. Es bstätigt meine Erfahrung, dass das ganze Rahmenvermessen total überschätzt wird. Es gibt eins, zwei wichige Maße, bei denen es aber auch nicht auf den absoluten Wert ankommt sondern viel mehr auf Symmetrie zwischen links und rechts und die tendenzielle Lage des Wertes. Ich sage mal, selbst wenn der Radstand 1cm kürzer gewesen wäre, wäre das Moped immer noch ordentlich geradeaus gefahren, wenn der Abstand Lenkkopf zu linkem und rechtem Ausfallende des Hinterrades gleich also symmetrisch gewesen wäre. Der absolute Werte ist da eher nebensächlich. In sofern: Alles richtig gemacht! Auch die Durchsätzungsfähigkeit gegenüber sogenannten "Fachleuten", die einem sonstwas erzählen, muss man erstmal haben. Schön, dass du den Rahmen wieder mitgenommen und dir dein eigenes Urteil gebildet hast.
Alles Gute für 2016 und die nächsten Saisons!
Zitat von cowboy im Beitrag #11
sehr cool geschrieben Punti
da kann man nur ahnen, wieviel Zeit und Nerven die Restaurierung gekostet hat.... Respekt!!!
Hoffe Deine Knochen sind auch soweit wieder gut zusammen gewachsen, dass Du beschwerdefrei bist
Danke euch erstmal für das viele Lob, das geht natürlich runter wie Öl
Mit dem Rahmen habe ich wirklich lange überleg, aber es war eben nichts zu sehen, der Tank passte haargenau, und auch am Rest war nix zu erkennen. Keine Lackschäden keine Risse. Als die Gabel dann rein ging wie Butter dachte ich nur, was soll da sein. Ich fragte dann auch meinen Händler und der sagte so schön auf Fränkisch. Woast wie vüll krumme Kisten da draußen umanand fahrn. Hock dich drauf und wenn gradaus fährt isses in Ordnung.
Ein anderer Kollege kam zum Reifenwechsel vorbei und sah dann meine alte Gabel und sagte spontan, so wie die gerissen ist, hat die ja alles angefangen, dein Rahmen hat sicher nicht viel. Am Ende habe ich noch in Ansbach bei einem Vermesser angerufen und der meinte nur, ach sie haben die letzte neuner, die ist doch stabil, sie können gerne vorbei kommen und wir messen noch einmal, aber wenn der Radstand schon grob stimmt sollte es passen wenn sie gerade fährt. Er könne mir aber eine Messung machen falls ich sie verkaufen wollte, dann sei ich auf der sicheren Seite.
Mit diesen Aussagen habe ich dann gesagt scheiß drauf die muss wieder fahren und ganz ehrlich ich merke keinen unterschied zu früher nur eben, dass jetzt wieder alles wie neu funktioniert.
Toll geschrieben
Besser kann man eine Auferstehung nicht in Worten fassen
Ich freu mich für dich mein Freund
Die Farbe ist toll
Das bike ist schöner denn je zuvor
Gratuliere
Hoffe ich seh dich nächsten Monat und wir trinken ein paar leckere mischen drauf
Und lass sie nu bitte heil
Ist ja Gott sei dank nicht mehr lila
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